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Großmodell zum kleinen Preis – Test und Video der Reely Piper Supercup J3
Conrad Elektronic bietet eine Piper J3 Cup mit einer Spannweite von 2540 mm zu einem erstaunlich günstigen Kurs von 229,- Euro an. Aber ist es wirklich realisierbar ein Großmodell mit ordentlicher Qualität zu einem so günstigen Preis anzubieten oder muss man zu viele Kompromisse eingehen? Marcus Frohberg wollte es wissen und hat die Conrad Reely Piper J3 Cup aufgebaut und geflogen.
Die Piper J3 Cup ist vermutlich das bekannteste Flugzeugmuster in der gesamten Fliegerei. Es heißt ja auch: „Jeder Pilot braucht eine Piper“. Auch ich bin von diesem Flugzeug fasziniert und konnte bei dem außerordentlich günstigen Angebot von Conrad Electronic nicht wiederstehen. Nachdem die Piper J3 Cup bestellt war, wurde das Modell innerhalb von 2 Tagen in einem sehr stabilen Karton zu mir nach Hause geliefert. Die Komponenten sind gegen verrutschen und Beschädigungen sehr sauber gesichert. Alle Bauteile sind in Kunststofffolie eingeschlagen und ggf. mit Tape in den Halterungen befestigt. Die Bauanleitung liegt als CD-ROM bei. So kommen alle Teile makellos aus der Verpackung.
Ich möchte die Piper als Elektroversion aufbauen, auch wenn der Bausatz die Verwendung eines Verbrennungsmotors vorsieht. Motoren um die 30 ccm sind dafür absolut ausreichend.
Der Aufbau der Piper J3 ist keine sehr große Herausforderung und kann auch von einem nicht so versierten Modellbauer gut bewerkstelligt werden. Die einzelnen Bauschritte sind in der Anleitung sehr gut beschrieben und reich bebildert. Dennoch ist für den Bau eines Großmodells immer auch etwas technischer Sachverstand notwendig.Bei der Komponentenauswahl habe ich mich auf Servos und den Antrieb aus dem Hause Staufenbiel verlassen. Auf allen Rudern habe ich die DYMOND DS-9500 BB MG verwendet, mit denen ich schon bei einem anderen Projekt gute Erfahrungen sammeln konnte. Dieses sehr robuste Servo mit Metallgetriebe hat mehr als ausreichend Kraft und konnte durch sehr gute Präzision überzeugen. Auch konnte ich kein nennenswertes Spiel im Getriebe feststellen.
Im ersten Schritt werden die Löcher für die Flächenverschraubung, Servokabel und Flächensteckung von der Folie befreit. Hierzu nimmt man sich am besten einen Lötkolben zur Hand und schneidet mit diesem alle erforderlichen Löcher frei. Wenn nun alle Löcher von der Folie befreit wurden, wird das Steckrohr in den Rumpf eingeschoben, eine der beiden Tragflächenhälften wird nun auf das Steckrohr auf- und bis kurz vor den Rumpf heran geschoben. Als Verdrehsicherung der Tragfläche dient jeweils ein Holzdübel. Diese Holzdübel müssen in den Tragflächen eingeklebt werden. Der Holzdübel wird erst trocken in die Tragfläche eingesteckt und wenn die Tragfläche nun verspannungsfrei passt, kann der Holzdübel mittels 5 Minuten Epoxy eingeklebt werden. Das gleiche wiederholt sich bei der zweiten Tragfläche. Die Scharniere der Querruder werden mit 5 Minuten Epoxy in den Tragflächen verklebt. Hierbei nach dem verkleben auf Leichtgängigkeit achten! Am einfachsten gelingt das, wenn die Scharnierstifte mit einem kleinen tropfen Öl gegen Verkleben geschützt werden.
Nun werden die Tragflächen für den Einbau der Querruder-Servos vorbereitet. Die Servos werden mit jeweils zwei Hartholz-Klötzchen auf den Servoschacht-Abdeckungen mit 5 Minuten Epoxy verklebt und jeweils 1 Meter lange Servo-Verlängerungskabel an die Servos angeschlossen. Die mitgelieferten Anlenkgestänge sind in der Länge universell einstellbar. Das heißt, die Gestänge müssen angepasst werden. Hierzu werden auf der einen Seite des Gestänges die Gabelköpfe aufgeschraubt. und das Gestänge an der markierten Stelle zu einem Z gebogen und entsprechend eingehängt. Wer eine Z-Zange zur Verfügung hat, kann die Biegung sehr schnell erledigen.
Montage des Höhen- und Seitenleitwerks
Vor der Montage des Höhen und Seitenleitwerks, muss auch hier wieder die Folie an den Montageöffnungen entfernt werden. Danach wird das Höhenleitwerk trocken in den Rumpf eingeschoben, genau mittig positioniert und mit einem Stift am Höhenleitwerk die Position markiert, Auch die Dämpfungsfläche muss noch von der Folie befreit werden. Das gleiche wiederholt sich auch beim Seitenruder. Da nun das Höhenruder und das Seitenleitwerk zum einkleben in den Rumpf vorbereitet sind, können diese jetzt auch beide gleichzeitig eingeklebt werden. Es empfiehlt sich hier sauber und korrekt zu arbeiten. Tipp: Die Ränder sollten mit Klebeband abgeklebt werden um ein verschmutzen der Folie durch Epoxy zu verhindern.
Zur Verklebung verwende ich 30 Minuten Epoxy um genügend Zeit zum exakten Ausrichten der Leitwerke zu haben. Je exakter gearbeitet wird, desto besser wird die Piper J3 Cup später fliegen. Auch bei dem Höhen- und Seitenruder müssen noch die Scharniere mit 5 Minuten Epoxy eingeklebt werden. Das Seitenruder wird mit Stahlseilen angelenkt. Der Aufbau und die Montage einer solchen Anlenkung sind zwar etwas aufwändiger als die Anlenkung mit Gestängen, aber dafür ist diese Methode jedoch wesentlich exakter.
Dem Baukasten liegen die notwendigen Stahlseile und 8 Ösen bei. Als erstes werden die Stahlseile auf ihre Länge zugeschnitten, die Maße sind aus der Bauanleitung zu entnehmen. Dann werden die Ösen auf die Stahlseile aufgeschoben und mit einer Zange zusammen gequetscht. Die genaue Montage-Position wird in der Bauanleitung nicht exakt beschrieben, diese ergibt sich aber beim Aufbau. Der Einbau der Rumpfservos für das Höhenruder ist ARF Standard. Auch hier muss wieder die Folie entfernt und die Servos an Ihren Arbeitsplätzen verschraubt werden. Die Ruderhörner werden so montiert, dass sich die Anlenkung im Drehpunkt der Scharniere befindet. Somit funktioniert die Anlenkung auch perfekt.
Montieren des Hauptfahrwerkes
Vor der Montage des Fahrwerkes muss auch hier ist die Folie an zwei Stellen entfernt werden. Ist dies geschehen, wird das Hauptfahrwerk in die vordere und hintere Nut unten am Rumpf eingesteckt. Zur Fixierung des Fahrwerkes werden lediglich 4 Metallschellen über das Fahrwerk an die Unterseite des Rumpfes mit selbstschneidenden Schrauben 2,5 x 12 mm angeschraubt. Die Löcher sollten mit einem 2 mm Bohrer vorgebohrt werden. Die Verkleidung des Fahrwerkes wird mit jeweils 4 Kunststoffschellen und jeweils 4 Schrauben an das Fahrwerk befestigt. Die Räder werden mit Stellringen an dem Fahrwerk gesichert, auch hier sollten die Madenschrauben mit Sicherungslack versehen werden. Die Federdrähte bzw. die Stoßdämpfer werden über Kreuz in das Fahrwerk eingehängt. Jetzt steht die Piper J3 Cup das erste Mal auf ihren eigenen Rädern.
Restarbeiten am Modell
Um dem Original sehr nahe zu kommen und den Tragflächen noch mehr Stabilität zu verleihen, besitzt die Reely Piper J3 Cup auch die typischen Tragflächenstreben. Die Streben werden an Ring-Ösen befestigt. Die Löcher für die Ring-Ösen sind Werkseitig schon angezeichnet. Die Löcher werden mit einem 2,5 mm Bohrer vorgebohrt. Anschließend werden die Ring-Ösen in die Tragflächen eingeschraubt. In die Ring-Ösen werden dann noch Gummi-Hülsen eingefädelt. In den Streben befinden sich schon vorgebohrte Löcher durch diese werden später die Splinte geschoben. Die Streben können nun an den Tragflächen und am Rumpf befestigt werden. Die Befestigung erfolgt über die mitgelieferten Splinte – das ist sehr praktisch und verkürzt die Aufbauzeit am Flugplatz.Die Verglasung für die Kanzel liegt dem Bausatz als Tiefziehteile bei. Diese müssen aber ausgeschnitten werden. Die Seitenfenster werden von innen an den Rumpf geklebt. Hierfür bietet sich Pattex Gel an. Die Fenster sind sehr passgenau gefertigt und passen hervorragend in die Aussparungen. Die Fronscheibe wird mittels der mitgelieferten Schrauben an dem Rumpf befestigt. Um den Scaleeindruck noch zu erhöhen habe ich für die Verschraubung besonders kleine Holzschrauben verwendet. Die mitgelieferten waren mir doch etwas zu grob. Diese Variante wertet das Modell optisch noch ein wenig auf. Zur Befestigung der beiden Türen liegen dem Bausatz 2 ca. 10 cm lange durchsichtige Klebestreifen bei. Wer möchte kann diese gerne verwenden. Bei meinem Testmodell haben wir aber auf diese Klebestreifen verzichtet und haben kleine Messingscharniere verbaut. Ein wenig Scale Optik muss ja natürlich auch bei einem Großmodell sein.
Einbau des Antriebs
Wie beschrieben habe ich die Piper elektrifiziert. Der Antrieb sollte von der Auslegung schon senkrechtes Steigen ermöglichen. Ich habe daher einen 8s LiPo Setup gewählt. Basierend auf meinen guten Erfahrungen mit den Dymond Antriebskomponenten habe ich mich für den Dymond AL-6364 V3 mit dem Dymond 100 HV Regler entschieden. Diese Kombination konnte durch die enorme Power restlos überzeugen. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet und der Motor macht auch mechanisch einen sehr robusten Eindruck. Während der gesamten Testzeit verrichtete der Motor seine Arbeit ohne klagen. Bei Verwendung einer Mejzlik 20x8 Elektro Luftschraube wird der Motor selbst unter hohen Belastungen nicht warm. Der Schub ist so enorm, dass die Piper nach oben beschleunigt wird. Maximal 78 Ampere genehmigt sich der Antrieb und produziert dabei etwa 8500 g Schub.
Da die Piper J3 Cup von Conrad Elektronic eigentlich für Verbrenner Motoren ausgelegt ist, muss der Abstand zwischen Firewall und Motorhaube überbrückt werden. Hierfür habe ich mir einen Motorträger aus dem Fachhandel gekauft. Die Position, an der sich später der Motor befinden soll, ist werkseitig bereits an der Firewall angezeichnet. Der Montagepunkt berücksichtigt dabei Seitenzug und Sturz und die Motorwelle endet später zentrisch in der Motorhaube. Die Befestigung der Motorhaube erfolgt mit Hilfe von 4 Schrauben. Die klassischen Motorattrappen liegen als Tiefziehteile bei. Leider lassen sich die Attrappen so nicht montieren. Der Rand, der zur Verklebung zur Verfügung steht, ist mit knapp einem Millimeter viel zu schmal um eine dauerhafte Verbindung zu erzeugen. Daher habe ich die Attrappen mit 40 Minuten Harz ausgegossen. Nach der Aushärtung des Harzes wurde die Unterseite der Attrappen glatt geschliffen. Die Attrappen wurden dann mit schwarzer Lexan Farbe lackiert. Ein wenig 5-Minten Epoxy und die Piper J3 Cup hat ihren typischen Motorhauben - Look.
Den Schwerpunk festlegen
Der Schwerpunkt liegt laut Bauanleitung bei 11 cm gemessen von der Vorderkante der Tragfläche nach hinten. Um genau in den Schwerpunkt zu kommen, wurden die Flug-Akkus und die Stütz-Akkus so im Rumpf positioniert, dass der Schwerpunt passte. Mit Hilfe der in Eigenregie entstandenen Akkurutsche, finden die Kraftspender dort ihren Platz. Eine Bleizugabe ist nicht notwendig. Die Ruderausschläge für die Piper J3 Cup wurden der Bauanleitung entnommen und nicht mehr verändert.
Flugerprobung der großen Piper J3 Cup
Der aller erste Flug der Piper J3 Cup fand an einem sehr schönen fast windstillen Tag statt. Der Aufbau ist dank der cleveren Befestigung der Tragflächenstreben binnen weniger Minuten erledigt. Der 8s 5000 mAh LiPo erzeuget einen beachtlichen Funken durch das initiale Laden der Reglerkondensatoren. Daher ist die Verwendung eines Antiblitz Wiederstands ratsam um die Kontakte zu schonen.Bei etwa Halbgas hebt sich das Heck vom Boden ab. Piper typisch will sie mit dem Seitenruder während der Rollphase kontrolliert werden. Ein wenig am Höhenruder ziehen und die Piper hebt anmutig vom Boden ab. Alleine das Abheben der Piper J3 Cup ist schon schön anzusehen. Schon nach einigen Flugmetern stellt sich heraus, dass es sich hier um ein tolles Großmodell handelt. Hier wackelt nichts, hier klappert nichts. Die Piper J3 Cup fliegt sich wie auf Schienen und setzt jede Knüppelbewegung in ein butterweiches Flugmanöver um. Da die Piper sehr gut gebaut wurde, war ein nachtrimmen auf keiner der Achsen nötig – das zeugt von einem präzisen Rohbau und einer exakten Montage.
Selbst leichtes 3D fliegen ist auch mit diesem Großmodell möglich, auch wenn es sicher nicht für diese Art von Fliegerei gemacht ist. Rollen fallen allerdings auf Grund der Bauart und der Rudergröße dementsprechend träge aus.
Schönes vorbildgetreues Fliegen ist eindeutig die Domäne der Piper J3 Cup. Mit dem im Testmodell verbauten Antrieb, wird die Piper Senkrecht bis zur Sichtgrenze gen Himmel gezogen. Schön dass man es auch ein wenig krachen lassen kann, wenn einen der Hafer mal sticht. Auch Segler schleppen ist mit der Piper gar kein Problem. Segelflugmodelle bis ca. 4 kg Abfluggewicht schafft das Arbeitstier ganz locker. Das Flugverhalten ist Piper Typisch und macht eine Menge Spaß. Die Landung ist bei dieser Baugröße der Piper schon fast ein Kinderspiel, da sich die Piper J3 Cup sehr langsam fliegen lässt. Landeklappen werden absolut nicht vermisst.
Mein Fazit
Anfangs war ich sehr skeptisch bezüglich der Qualität bezogen auf den niedrigen Anschaffungspreis für diese Modellgröße. Die Conrad Piper J3 Cup hat mich aber durch und durch davon überzeugt, dass der Preis nicht immer etwas über die Qualität aussagt. Die Piper J3 Cup ist von der Verarbeitung her nebst der aufgebrachten Bügelfolie wirklich sehr hochwertig. Es gibt Modelle die deutlich teurer sind, aber qualitativ nicht mithalten können. Wer bis Dato nur kleinere Modelle geflogen ist, oder nur kleine Modelle gebaut und sich gerne ein Großmodell anschaffen möchte, ist mit der Piper J3 Cup von Conrad Elektronic sehr gut beraten.
Der Komplettpreis der Piper J3 Cup liegt übrigen gerade einmal bei 850€. So lässt sich ein qualitativ gutes Großmodell mit ausgezeichneten Komponenten zu einem wirklich günstigen Kurs realisieren.
-> Link zur Piper Supercup J3 auf der Internetseite von Corad Electronic
-> Link zum Dymond Antrieb auf der Internetseite von Staufenbiel
Technische Daten:Spannweite: 2540 mm Gewählte Komponennten:Motor: Dymond AL-6364 V3
Wo kaufen?UVP € 229,00
| + Hochwertige Verarbeitung
-Montage der Kabinentüre Kontaktdaten Hersteller:Conrad Electronic SE |
Conrad Elektronic bietet eine Piper J3 Cup mit einer Spannweite von 2540 mm zu einem erstaunlich günstigen Kurs von 229,- Euro an. Aber ist es wirklich realisierbar ein Großmodell mit ordentlicher Qualität zu einem so günstigen Preis anzubieten oder muss man zu viele Kompromisse eingehen? Marcus Frohberg wollte es wissen und hat die Conrad Reely Piper J3 Cup aufgebaut und geflogen.