Fachmagazin
Tactic TTX650 – Im Test der Einsteigersender von Hobbico
Der Markt für Fernsteuerungen wird immer unübersichtlicher. Das Angebot an Herstellern und Modellen wächst unaufhörlich. Hobbico ist ein weltweit operierendes Unternehmen, das seine Angebotspalette in Deutschland über Revell vertreibt. Wir haben dem 6-Kanal Einsteigersender Tactic TTX650 auf den sprichwörtlichen Zahn gefühlt und berichten was der kleine Sender leisten kann.
Ein 6-Kanal Computersender, der inklusive Empfänger gerade einmal 139 Euro (UVP) kostet, erregt mein Interesse. Vor allem, wenn das Produkt von Hobbico stammt, ist es allemal einen genauen Blick wert. Die Leistungsdaten des recht neuen Hobbico Tactic TTX650 Senders klingen auf jeden Fall interessant.
Computersender mit sechs Kanälen, erprobtes 2,4 GHz Übertragungsprotokoll, vorbereitete Modellkonfigurationen für Helikopter und Flächenmodelle. Selbst ein kabelloses L/S System bring die kleine Tactic TTX650 mit, so kann sie mit jedem anderen Tactic Sender ohne weiteres Zubehör im L/S Mode verwendet werden – es ist wirklich alles da, was man von einem System in dieser Preisklasse erwarten kann.
Dennoch merkt man, dass die Tactic TTX650 vornehmlich für den nordamerikanischen Markt konzipiert wurde. Die Software und Menüführung ist nur in englischer Sprache verfügbar. Zudem unterstützt der Sender nur Steuermode 1 und 2. Die in Europa auch gängigen Steuermodes 3 und 4 sind leider nicht verfügbar. Hobbico schlägt laut seiner Werbung für den Fall des Wunsches nach einem anderen Steuermode vor, einfach die Kanalausgänge im Sender für Seiten- und Querruder zu tauschen. Diese Lösung hat aber natürlich den Haken, dass die verfügbaren fertigen Mischer der Sendersoftware nicht mehr richtig funktionieren. Dazu aber später noch mehr.
Auch Telemetrie steht bei der Tactic TTX650 nicht zur Verfügung. Diese wird aber in Anbetracht der Zielgruppe für diesen Sender nicht vermisst. Denn die kleine Tactic Fernsteuerung richtet sich vor allem an Einsteiger in die Flächen und Heli Fliegerei, sowie an die interessierten Piloten der „Ready for SLT“ Modelle aus dem Hobbico Programm.
Geliefert wird der Sender mit einem 6 Kanal Empfänger TR624, 4 Mignon Batterien und einer sehr guten deutschsprachigen Anleitung. Gerade die Anleitung lässt die englische Menüführung fast vergessen, da die Funktionen sehr gut beschrieben werden.
Hobbico bietet darüber hinaus eine erstaunliche Auswahl an Empfänger für ihr SLT System. Von 6-Kanal Doppelempfänger für größere Modelle bis hin zu Microempfängern mit integrierten Servos ist alles vorhanden. Dabei sind die Preise für die Empfänger erstaunlich niedrig. Der mitgelieferte TR624 6-Kanal Empfänger kann bereits für 22,99 Euro UVP erworben werden. Das ist sicherlich ein einsteigerfreundliches Niveau.
Hardware
Das Gehäuse der Tactic TTX650 besteht, wie in dieser Preisklasse absolut üblich, aus Kunststoff. Dieser ist aber angenehm hochwertig und macht keinesfalls einen billigen Eindruck. Das Gehäuse ist sehr passgenau montiert und vermittelt ein wertiges Gefühl. Der Sender ist mit insgesamt sieben Schaltern ausgestattet. Davon 1 Tastschalter, 2 Drei-Wege-Schalter und 4 Zwei-Wege-Schalter. Das Gehäuse ist kompakt und die Erreichbarkeit ist auch mit kleinen Händen problemlos möglich ohne die Hände von den Steuerknüppeln zu nehmen. Das 65x32 mm große Display ist unten mittig angeordnet. Die sechs Bedientasten für die Menüsteuerung und Programmierung finden sich je rechts und links davon. Die primären Bedienelemente, die beiden Knüppelaggregate, sind von erstaunlich guter Qualität und arbeiten sehr präzise. Sie laufen mechanisch sehr sauber und ohne fühlbares Spiel. Die digitalen Trimmer sind da wo man sie erwartet, direkt neben, bzw. unter den Knüppelaggregaten. Sie lassen sich blind bedienen, ohne vom Modell wegschauen zu müssen. Natürlich sind die beiden Sticks in der Länge einstellbar. Für den Umbau von Mode 1 auf Mode 2 wird das Gehäuse mit Hilfe der sechs Schrauben auf der Rückseite geöffnet. Die Kleinteile für den Umbau der Ratsche liegen im Lieferumfang bei. Erstaunlich, wie feinfühlig sich die Ratsche einstellen lässt.
Dass ein Sender dieser Preisklasse mit Batterien statt mit einem Akku betrieben wird ist erwartungsgemäß und Standard in dieser Klasse. Wer möchte kann den Batteriehalter entnehmen und diesen durch einen 4-zelligen NiMh Akku ersetzten. Da ein einfacher Servostecker verwendet wird um den Akku mit dem Sender zu verbinden, kann also ein normaler Empfänger Akku, bestehend aus z.B. 4x 2000 mAh Eneloop Zellen verwendet werden – das ist gut gelöst. Eine Ladebuchse für den Akku ist bereits vorhanden, so kann der Akku ohne Öffnen des Batteriefachs geladen werden. Der Betrieb mit einem LiPo oder LiIon Akku ist nicht vorgesehen. Die Software des Senders unterstützt nur die Warnschwellen für einen 4-zelligen NiMh Akku. Zudem ist die Betriebsspannung des Senders von 3,5 bis 7 Volt angegeben.
Das nicht hintergrundbeleuchtete Display ist ein LCD Display mit guter Auflösung und gutem Kontrast, so lässt es sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung einwandfrei ablesen. Die Programmierung erfolgt über sechs Tasten, die rund um das Display angeordnet sind. Das Gewicht des Senders ist angenehm gering und so lässt sich auch ohne Trageriemen ermüdungsfrei steuern. Für ein etwaiges Update der Firmware ist ebenfalls eine Buchse vorhanden. Allerdings wird dazu das spezielle USB Programmierinterface benötigt, das Revell als Zubehörteil anbietet. Eine andere Datenschnittstelle wie USB Port oder SD Karte sind leider nicht vorhanden. Die Modelldaten lassen sich daher auch nicht sichern oder mit anderen Sendern austauschen.
Software
Die Hardware eines Senders macht nur einen Teil des Senderkonzeptes aus. Den entscheidenden Unterschied machen die Software und die verfügbaren Features.
Die Programmierung des Senders mit Hilfe des LCD Displays und den sechs Bedientasten mutet ein wenig ‚Old School‘ an. Das ist aus meiner Sicht aber alles andere als ein Nachteil! Die Programmierung ist absolut logisch aufgebaut und die Menüstruktur sehr gut unterteilt und übersichtlich gestaltet. Revell legt dem Sender eine ausgesprochen gute deutschsprachige Anleitung bei. Alle Funktionen sind exakt beschrieben um die Bedienung und Programmierung so schnell und problemlos zu erledigen. Die Zuweisung von Schaltern ist recht simpel - der gewünschte Schalter wird einfach im Programmiermodus bedient und wird so automatisch durch die Sendersoftware zugeordnet - prima.
Das Programmierkonzept ist in drei Abschnitte unterteilt. In das Systemsetup gelangt man, wenn die „Enter“ Taste gedrückt wird und gleichzeitig der Sender eingeschaltet wird. Hier lässt sich der Name des Nutzer, der Stick Mode oder die Akku Warnschwelle eingestellt. Ebenso kann hier der Display Kontrast eingestellt werden.
Wird bei eingeschaltetem Sender die Enter Taste lange gedrückt, gelangt man in das Modell Setup Menü. Hier wird das verwendete Modell aus den 20 verfügbaren Modellspeichern ausgewählt, bzw. der Modelltyp und die Flächen- oder Taumelscheibenkonfiguration eingestellt. Ebenso können die Kanäle frei zugeordnet werden, auch die der Knüppelmechaniken. Darüber hinaus können noch Warnmeldungen für den Gas Kanal definiert werden, die dann ggf. beim Einschalten des Senders erscheinen. Das L/S System erlaubt die Einzelkanalübergabe, ein Feature das man sonst von deutlich teureren Sendern erwartet.
Das Parameter Menü erreicht man durch einen kurzen Druck auf die Enter Taste. Hier werden vor allem die notwendigen Einstellungen für Servos und Dual Rate und Expo vorgenommen. Ebenso kann der Kanal 5 und 6 entsprechenden Schaltern zugeordnet werden. Ein Timer kann mit beliebigen Werten programmiert und via Schalter aktiviert werden um Flugzeiten oder Motorlaufzeiten zu überwachen.
Sehr gut ist die Einstellung für den Gas Kanal realisiert. Es steht eine Gaskurve mit bis zu 6 Stützpunkten zur Verfügung, das erlaubt eine sehr exakte Anpassung des Drosselverhaltens eines Verbrennungsmotors an den Gasknüppelweg. Zudem steht eine Throttle Cut Funktion zur Verfügung. So kann per Schalter der Verbrennungsmotor über einen frei wählbaren Schalter einfach abgeschaltet werden. Ein sehr praxisnahes Feature für Verbrennerpiloten! Das System stellt, je nach gewählter Tragflächen oder Taumelscheibenkonfiguration, entsprechende vorbereitete Mischer zur Verfügung. Hier geht es vor allem um die Mischung zwischen Seiten- und Querruder, bzw. Bremseinstellungen etc. Wie schon beschrieben unterstützt der Sender nur die Steuermodes 1 und 2. Diese Systemmischer funktionieren auch entsprechend nur richtig in diesen beiden Modes. Selbst wenn die Ausgangskanäle im Systemsetup verändert werden, um eine Kanalbelegung wie in Mode 3 oder 4 nachzustellen, können die Systemmischer nicht verwendet werden, sondern müssen mit den freien Mischern nachgebildet werden. Das ist bei Flächenmodellen noch ganz gut machbar, aber im Helikopterbereich nicht mehr praktikabel. Auch diese Mischer sind gut beschrieben und einfach zu handhaben. Neben den vorbereiteten Mischern stehen bis zu vier freie Mischer zur Verfügung die als Kurvenmischer oder Linearmischer genutzt werden können. Das erlaubt wirklich alle notwendigen Mischer - Konfigurationen in einem 6-Kanal Sender abzubilden. Besonders begeistert das wirklich intuitive Programmierkonzept, das die Programmierung mit etwas Erfahrung ohne die Bedienungsanleitung ermöglicht.
Übertragungstechnik
Auch Hobbico hat ein eigenes Übertragungsprotokoll namens SLT (Secure Link Technology) für seine Tactic Senderreihe entwickelt. Natürlich ist dieses mit den aktuellen Normen kompatibel und kann, dank Konformitätserklärung, uneingeschränkt in Europa verwendet werden. Die Technik funktioniert einwandfrei und ich konnte keinerlei Probleme bei der Übertragung der Signale oder der Reichweite feststellen. Telemetrie unterstützt das Protokoll aktuell nicht. Die Reichweite ist bei weitem größer als die Sichtweite zum Modell. Die Übertragung von 2,4 GHz Fernrsteuersignalen wird mittlerweile von allen Herstellern beherrscht und ist kein echtes Unterscheidungskriterium mehr.