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Selbst gebaut – Im Test der Kadett von PEPE Aircraft
Mittlerweile finden sich wieder immer mehr Modellbauer und den Modellfliegern. Modellbausätze die aus vorgefertigten Holzteilen bestehen finden sich immer häufiger im Angebot der diversen Hersteller. Eine ganz junge Firma am Markt ist die Firma PEPE Aircraft aus Göttingen. Wir haben uns den ersten Bausatz aus dem Angebot von PEPE bestellt und den Kadett gebaut und geflogen.
In den letzten Jahren hatte ich immer mehr den Eindruck bekommen, dass selber bauen von Modellen ganz aus der Mode gekommen ist. Nur geschäumte Modelle oder Modelle aus ARF Bausätzen, die quasi fertig gebaut aus dem Karton kommen wurden angeboten.
Seit einiger Zeit ist aber eine Trendwende am Modellbaumarkt erkennbar zu sein. Immer mehr Piloten wollen nicht nur Modelle fliegen, sondern Ihre Modelle auch selber bauen. Zu meinen Einsteigerzeiten war es gar nicht anders möglich als sich sein Modell in mühsamer Arbeit aufzubauen um dann den Flugspaß zu bekommen. Die Winterzeit war eigentlich immer mit einem Projekt versehen um im Frühjahr ein neues Modell in den Hangar aufzunehmen.
Im Internet fand ich durch einen Zufall die Internet Präsenz eines kleinen neuen Unternehmens das sich der Herstellung von Bausätzen für Flugmodelle verschrieben hat. PEPE Aircraft vertreibt Modellbausätze aus gelaserten Holzteilen mit den notwendigen Kleinteilen.
Ich hatte mich für den Kadett entschieden, der mich in seiner Konstruktion und Aussehen so sehr an die Modelle meiner Jugend erinnert hat. Und zudem auf ausgezeichnete und unproblematische Flugeigenschaften hoffen lässt.
Der Kadett ist ein 120 cm spannendes Modell in einer Hochdecker Konfiguration mit Querrudern, einen Kastenrumpf und doppelter V-Form der Flächen. Das Modell ist eine reine Holzkonstruktion aus Balsa und Sperrholz. PEPE Aircraft verspricht, dass der Zusammenbau auch für den Modellbau Einsteiger möglich ist und problemlos zu bewerkstelligen ist. Geliefert wird der Bausatz in einem kleinen Pappkarton, mit einem Stapel Balsa- und Sperrholzbrettchen, einem Zubehörbeutel mit Fahrwerksdraht und Anlenkungsteilen, einer Baubeschreibung und einem sehr schönen Plan aus einem sehr hochwertigen Papier geliefert. Für den gesamten Bausatz verlangt PEPE Aircraft 129 Euro
Soviel nehme ich schon einmal vorweg. Dieser 1:1 Bauplan wird für den Aufbau des Modells nicht benötigt, sondern kann als ein sehr schönes Stück Kunst direkt an die Wand im Modellbaukeller wandern.
Der Bau des Kadett
Beim Durchblättern der Anleitung wird schnell klar, dass die Idee des Bausatzes ist, dass die Teile wie bei einem Puzzle zusammengefügt werden ohne dass man dabei die Montage falsch machen kann. Daher wird auch der Bauplan als Unterlage beim Zusammenbau nicht benötigt. Neben dem Baukasten selber wird noch ein absolut gerades Baubrett, Holzleim und CA Kleber, ein Päckchen Baunadeln und am besten ein paar einfache Wäscheklammern und Bau Klammern benötigt. Etwas Schleifpapier mit 120 Körnung ist ebenso notwendig. Ich habe für die Verklebung im wesentlichen PONAL Express verwendet, da dieser binnen 10 Minuten so trocken ist, dass weiter gearbeitet werden kann. Sekundenkleber kann ich persönlich für das Kleben von Balsa nicht so empfehlen, aber an einigen Bauabschnitten kann er doch helfen. Leider fehlt in der Anleitung der Hinweis auf das zusätzliche Werkzeug oder Verfahren zum Bau, wie z.B. das Auftragen der Beplankung.
Noch ein Tipp: Auf das Baubrett sollte etwas Handelsübliche Frischhaltefolie gespannt werden. Das verhindert wirkungsvoll, dass Bauteile auf dem Baubrett festkleben. Ist man vorbereitet kann der Aufbau beginnen. Ab jetzt halte ich mich absolut Schritt für Schritt an die hübsche Anleitung mit den vielen Bildern. Hier wird gezeigt welches Teil wie verklebt werden soll. Man sucht aus den gelieferten Brettchen das in der Anleitung beschriebene Bauteil und verklebt es so wie es in der Zeichnung gezeigt wird. Die Bauteile passen absolut exakt und ohne Nacharbeit zusammen. Wenn etwas nicht genau passt, dann hat man einen Fehler gemacht. Also einmal kurz zusammengesteckt, wenn es passt dann verleimen und mit den Baunadeln und Klammer in Position halten. Geht man so vor, dann kommt man definitiv ans Ziel. Das Lesen der Bauanleitung ist auch einfacher als das lesen des Konstruktionsplans, daher ist auch ein unerfahrener Modellbauer in der Lage das Modell aufzubauen. Bevor man den Rumpf fertig aufbaut, sollte man sich vorher über das geplante Antriebskonzept im Klaren sein. Es wird ein Motorträger für einen 1,5 ccm Methanol Motor oder einem Elektromotor geliefert, Da der Motorträger aber mit dem Rumpf aufgebaut wird, muss man vorher schon planen, wie das Modell später angetrieben wird.
Sind diese Voraussetzungen erledigt, geht es Schritt für Schritt in der Anleitung weiter. Auffällig ist, dass die einzelnen Puzzleteile wirklich absolut exakt ineinanderpassen. Keine Nacharbeit oder Schleifen ist nötig. Zudem sind die einzelnen Teile sauber verzapft, was den Bau zusätzlich vereinfacht. Erstaunlich schnell sind die Leitwerke und der Rumpf mit seinen Spanten und Beplankungen aufgebaut.
Dann beginnt der Aufbau der beiden Tragflächenhälften. Ich fand es schon komisch, dass eine doch so relativ kleine Tragfläche geteilt und mit Steckung aufgebaut wird, Aber so ergibt sich wirklich ein geringes Transportmaß für das Modell. Die Tragflächen sind in Rippenbauweise aufgebaut, die dann voll beplankt wird. Das ergibt eine sehr leichte, aber vor allem extrem verwindungssteife Fläche. Der Hauptholm ist bereits mit der V-Form der Außenfläche gelasert, so dass es hier beim Bau auch nicht zu Fehlern kommen kann. Die Fläche wird auf der unteren Beplankung montiert und mit den Rippen versehen. Ist die untere Beplankung mit den Rippen verklebt, wird die obere Beplankung aufgebracht. In der Anleitung fehlt ein Hinweis wie die obere Beplankung auf den Rippen sicher verklebt wird. Ich sehe hier zwei Methoden die zum Ziel führen.
Zunächst wird die Beplankung von der Endleiste bis etwas an den Hauptholm verklebt, nach dem trocknen wird dann Leim auf die Rippen aufgetragen und die Beplankung auf die Rippen gedrückt und mit einem Stapel Zeitschriften beschwert bis die Beplankung sauber anliegt. Alternativ ist es auch möglich den Leim auf den vorderen Teil der Rippen aufzutragen und die Vorderkante der Beplankung zusätzlich mit ein paar Tropfen Sekundenkleber sofort zu verkleben. Es ist also schon ein wenig Erfahrung von Vorteil beim Bau des Modells zu haben oder sich die Unterstützung eines erfahrenen Modellbaukollegen zu sichern. Die Querruderservos sind in extra Servoschächten untergebracht, was der Optik wirklich guttut. Die Kabeldurchführungen für die Querruderservos sind leider zu klein geraten, so das ein Einfädeln der Servokabel nach dem Auftragen der Beplankung sehr schwierig ist. Ich habe diese einfach mit einer Feile vergrößert um mir nachträgliche Probleme zu ersparen.
Der große Vorteil ist aber auch bei den etwas komplizierteren Bauabschnitten, dass die Passung der Teile wirklich extrem gut ist. Ist die Beplankung aufgebracht kann die Nasenleiste verklebt werden. Erstaunlich ist das die gesamten Oberflächen nach dem Bau so passgenau sind, dass wirklich nur sehr wenig Schleifarbeit für das Finish notwendig wird. Diese Eigenschaft verkürzt auch die Bauzeit des Modells. Bis zum Rohbau waren gerade mal 25 Baustunden notwendig. Noch mal weitere 10 h für die Bespannung und den Einbau der Servos.
Die gelieferten Zubehörteile sind im Prinzip sehr hochwertig und können verwendet werden. Allerdings hat PEPE Aircraft für die Anlenkgestänge 2 mm Stahldraht verwendet. Das ist aus meiner Sicht deutlich überdimensioniert und ich habe die Gestänge durch 1,2 mm Gestänge getauscht. Das ist viel leichtgängiger und die Montage fällt auch wesentlich leichter. PEPE Aircraft hat sich für 2mm Steuerstangen entschieden um hochwetige Metallgabelköpfe zu verwenden. So kann jeder für sich Entscheiden welche Art von Gestänge verwendet werden soll
Beim Fahrwerk wird ein 2mm Federstahldraht verwendet. Dies funktioniert soweit prima. Leider hatten die beigelegten Räder eine Bohrung von 3mm und das will so gar nicht gefallen. Ich habe als Lösung jeweils ein kleines Stückchen Bowdenzug Hülle mit etwas CA Kleber eingeklebt. Diese Passhülle führt dann zu einem schönen runden lauf. Der für das Fahrwerk relativ dünn gewählte Federstahl von 2,0 mm Stärke neigt bei der Landung stark nach hinten federt. So gerät das Fahrwerk und die Räder dann durch die Federeigung hinter den Schwerpunkt und das Modell kippt auf die Nase. Auf Rasenplaätzen ist diese Neigung absolut nicht zu verhindern, egal wie sanft das Modell gelandet wird, hier wäre eine etwas andere Konstruktion oder ein stärkerer Fahrwerksdraht sicherlich eine bessere Lösung gewesen.
Bei der Bespannung sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Für mich galt es die 'Restekiste' mit Bespannfolie zu durchstöbern um meine Designwahl zu treffen. Unschwer zu erkennen, dass rote Folie in meinem Fundus noch reichlich vorhanden war.
Motorisierung
Da ich selber keinerlei Methanol Motoren und den notwendigen Sprit besitze war die Entscheidung für einen Elektroantrieb bereits gefällt. Ein so relativ leichtes Modell wird am besten mit einem 2s oder 3s Motor angetrieben. Hier sind 300 Watt Antriebsleistung schon mehr als ausreichend. Da ich noch einige 3s Akkus mit 1100 mAh Kapazität im Fundus hatte, habe ich eine 3s Konfiguration eingebaut. Augenfällig war, dass der Motorträger für den Elektromotor sehr kurz ist, also der Abstand zwischen Motorträger und Vorderkannte des Rumpfes sehr groß ist. Für die meisten Motoren, selbst bei Rückwandmontage, ist der Abstand zu groß. Hier gibt es wieder zwei Lösungsansätze. Die Motorhaube, bzw die beiden Rumpfseitenteile können einfach gekürzt werden oder der Motor muss hinten unterbaut werden. Daher vor dem Bespannen unbedingt den Motor einmal probe montieren um den richtigen Lösungsansatz zu finden. Bei mir hat die Kombination aus Akku und Motor dazu geführt, dass der Schwerpunk ziemlich genau eingehalten wurde. Der Hersteller gibt diesen mit 50 mm an und dieser hat sich im Flug auch bestätigt. Ein Abweichen von der exakten Schwerpunktlage mag der Kadett aber nicht sonderlich und die Flugeigenschaften verschlechtern sich deutlich.
Fernsteuerung
Die Anforderungen an die Elektronik sind sehr gering. Alle Ruder werden mit 9 Gramm Servos angelenkt. Hier sind Kunststoffgetriebe absolut ausreichend Unter der Tragfläche ist genügend Platz für den Empfänger und den Regler. Der Antriebsakku findet unter der kleinen, mit 4 Magneten gesicherten Akkuklappe, seinen Platz. Der Platz für den Akku ist doch relativ begrenzt, insofern sollte man Akkus verwenden die nicht sehr voluminös sind.
Flugeigenschaften
Es gibt kaum ein schöneres Gefühl für einen Modellbauer, wenn er mit seinem selbstgebauten Modell auf dem Flugplatz erscheint. Wenn das Modell dann auch noch gut fliegt, dann ist der Stolz und die Zufriedenheit einfach wunderbar. Das ist nicht mit dem Erstflug eines ARF oder gar BNF Modells zu vergleichen. Insofern ist meine Empfehlung an alle Modellpiloten mindestens einmal ein Modell wirklich selber zu bauen, um das zu erleben.