Fachmagazin
Segelflug - Im Test der Staufenbiel Epsilon Competition 3 von Horizon Hobby
Segelflug ist eine der beliebtesten Sparten im Modellflug. Das majestätische Gleiten des Modells, die spannende Suche nach Thermik oder wunderschöner weiträumiger Kunstflug begeistern viele Modellpiloten. Nicht immer steht ein geeignetes Gelände oder ein Schleppflugzeug zur Verfügung um ein Segelflugmodell in die Luft zu bekommen. So hat sich der Elektroantrieb für Segelflugmodelle etabliert. Staufenbiel hat eine lange Tradition bei ausgezeichneten Segelflugmodellen. Wir haben uns daher den neuen Epsilon Competition 3 in der PNP Version bestellt und haben den 'Floater' mit Elektroantrieb intensiv geflogen.
Segelflugmodell mit einer Spannweite von 3,50 m mit mehrteiligen Tragflächen bieten einen optimalen Kompromiss zwischen 'erwachsenen' Flugeigenschaften, gutes Transportmaß und vernünftigem Preis. Die Epsilon Baureihe hat eine Tradition bei Staufenbiel und schon die Vorgänger des Epsilon 3 konnten immer durch ihre Flugeigenschaften überzeugen. Der Epsilon 3 ist in seiner Konfiguration mit der leichten doppelten V-Form als Floater ausgelegt, der seine Stärken besonders in der Thermik hat. Aber damit ist das Potential nicht ausgeschöpft. Das robuste Modell kann ebenso im leichten Kunstflug eingesetzt werden, ohne das Modell dabei zu überlasten. Die Flächen bestehen aus Abbachi beplankten Styrokernen mit einer 10 mm Stahlsteckung. Der Rumpf besteht aus sehr schön verarbeitetem GFK ohne Naht auf dem Rumpfrücken. Die CFK Kabinenhaube ist ebenfalls betriebsfertig mit entsprechendem Verschlussmechanismus fertig aufgebaut.
Im Gegensatz zu den meisten Modellen dieser Kategorie kommt der Epsilon Competition 3 als PNP Version. Das heißt es sind alle Servos (Dymond Metallgetriebe Digital) und deren Verkabelung fertig eingebaut. In den Flächen sind bereits MPX Stecker, Buchsen und auch die MPX Flächenverriegelung betriebsfertig montiert. Der Motor ist betriebsfertig eingebaut und es bleiben nur geringe Restarbeiten um den Epsilon 3 flugfertig zu bekommen. Natürlich ist auch das Servobrett fertig in den Rumpf eingeharzt. Beim Zubehör fehlt nur noch ein geeigneter Regler mit mindestens 60 Ampere Laststrom und ein LiPo Akku mit 3s oder 4s mit ca. 5000 mAh Kapazität. Die Tragflächen sind vierteilig und der Pilot kann entscheiden, ob er die Außenflächen an die beiden Mittelteile harzt oder vierteilig belassen möchte. Das Höhenleitwerk ist als Pendelleitwerk realisiert und auch hier ist schon alles, bis auf die Anlenkung montieren, betriebsfertig. Das ganze Paket bietet Horizon Hobby / Staufenbiel zu dem erstaunlich günstigen Preis von 489,99 Euro (UVP) an. Für vergleichbare Modelle kann man mit allen Komponenten auch schnell mal das Doppelte ausgeben.
Montagearbeiten
Bislang habe ich noch kein Segelflugmodell der Kategorie eines Epsilon 3 in den Händen gehabt, das ab Werk schon soweit vorbereitet und montiert ist. Alle Einbauten, wie Servobretter und Servoschächte mit den dazugehörigen Servos, sind bereits perfekt verbaut. Die Tragflächen sind mit Abbachi beplankt und perfekt bespannt. Die Ruderklappen der Tragflächen sind mit der Folie als Scharnier angebügelt. Im Lieferumfang sind die beiden Tragflächen jeweils geteilt und können entweder vierteilig verwendet werden oder jeweils fest mit Hilfe von Epoxy-Harz verbunden werden, um nur noch zweiteilige Tragflächen zu haben. Meine Montagearbeiten habe ich mit diesem Arbeitsschritt begonnen. Die Tragflächenverbindung der Außen- zur Innenfläche ist als Steckung mit einem Verdrehpin ausgeführt. Da ich die Servosteckverbindung zur Außenfläche nicht immer lösen wollte und der Verdrehpin etwas zu viel Spiel hatte, um diese Verbindung steckbar zu machen, habe ich die Außenfläche fest mit einander verklebt. Die Verklebung erfolgt mit 30 Minuten Epoxy-Harz. Um ein Verschmieren der schönen Folie mit Harz zu verhindern, habe ich die Kanten der Flächen an der Klebestelle mit Klebeband geschützt. Durch die feste Verklebung bleibt die Transportlänge akzeptabel und der Aufbau am Platz ist deutlich einfacher.
Die Verbindung der beiden Tragflächen zum Rumpf ist absolut betriebsfertig aufgebaut. Hier gibt es nichts mehr zu tun. Die Servos sind mit einer MPX Stecker-Verbindung direkt mit dem Empfänger verbunden. Die Sicherung erfolgt mit einer MPX Multilock Flächensicherung. Allerdings waren beim Testmodell der Multilock extrem schwergängig, so dass ich bei der Montage der Tragflächen immer die Sorge hatte, die Beplankung zu beschädigen. Etwas Silikonöl brachte dann aber dann schon etwas Abhilfe. An den Wölbklappen und Querrudern müssen noch die Anlenkgestänge angefertigt werden. Dazu liegen dem Bausatz 2 mm Gestänge mit einseitigem M2 Gewinde bei. Die Gestänge werden nach Nullstellung der Servos abgelängt und einseitig mit einer Z-Biegung versehen. Dazu ist natürlich eine Z-Zange sehr hilfreich. Bei den Landeklappen ist dabei darauf zu achten, dass die Ruheposition der Klappen natürlich nicht in Mittelstellung der Servos liegt, sondern am Endanschlag. Dazu verwende ich immer einen Servotester, um das Servo in die jeweilige Null-Lage zu bringen. Die mitgelieferten Gabelköpfe mit 2mm Gewinde habe ich gegen andere getauscht, da die 2mm Gewinde für meinen Geschmack nicht fest genug waren. Mit etwas Verwindung des Gabelkopfes kann dieser vom Gewinde einfach abgezogen werden. Mit Verwendung hochwertigerer Gabelköpfe war das kleine Problem beseitigt.
Damit sind die Arbeiten an den Flächen auch schon abgeschlossen und ich wende mich dem Rumpf zu. Erster Schritt ist, das Seitenruder ‚anzuscharnieren‘. Das erfolgt mit Fließscharnieren und dünnflüssigem Sekundenkleber. Eine Arbeit die schnell erledigt ist. Im Rumpf sind Führungsrohre für die Anlenkgestänge verlegt. Auch hier ist einseitig jeweils ein M2 Gewinde mit Hilfe einer Hülse angebracht. Um die Anlenkgestänge einzuführen und um das Pendelleitwerk richtig einzustellen besitzt der Rumpf auf der rechten Seite eine Serviceklappe, die mit etwas Tesafilm gesichert wird. Die Anlenkgestänge werden auf der Servoseite wieder mit einer Z-Biegung versehen. Die exakte Längeneinstellung wird dann mit Hilfe der Gabelköpfe und dem M2 Gewinde eingestellt. Das alles sind Arbeiten, die sehr schnell zu erledigen sind und keine besonderen Modellbaukenntnisse erfordern. Wie beschrieben, verfügt der Epsilon 3 Competition über ein Pendel Höhenleitwerk. Die beiden Ruderhälften werden mit 2 CFK Stäben am Rumpf befestigt, dabei dient die Reibung auf den Stäben als Sicherung der beiden Hälften. Staufenbiel schlägt in seiner Anleitung vor, im Falle eines zu leichten Widerstands der Steckung, mit etwas Sehkundekleber die CFK Stäbe aufzudecken. Mir hat diese Idee nicht so gut gefallen und ich habe einen anderen Trick verwendet. Ich benutze einen Streifen Tesa-Film. Dieser sorgt für so viel Reibung in der Steckung, dass ein Abrutschen absolut sicher verhindert wird.Abschließend gilt es noch den Brushless-Regler zu verbauen, der zusätzlich benötigt wird. Meine Wahl fiel auf den Dymond Profi Evo 85. Dieser verträgt problemlos 85 Ampere Dauerstrom und verfügt über ein sehr gutes und Leistungsstarkes SBEC zur Versorgung des Empfängers und der Servos. Der Regler treibt den eingebauten HiMAX C3526-870KV Motor an, der je nach Luftschraube für 3s oder 4s LiPo verwendet werden kann. Seinen Platz findet der Regler unter dem Servobrett. So bleibt auch reichlich Platz für den Antreibsakku. Die Montage des Mitnehmers und des Spinners ist eine Sache von wenigen Minuten. Nach ungefähr 3 Baustunden liegt das flugfertige Modell vor mir und es bedarf noch dem Einbau des Empfängers und der Programmierung des Senders.
Programmierung
Das Bedienkonzept für den Sender ist eine sehr individuelle Frage und lässt sich aus meiner Sicht nicht mit richtig oder falsch beschreiben, sondern ist immer dann richtig, wenn der Pilot optimal damit umgehen kann. Die Programmierung der Leitwerke ist Standard. Beim Höhenruder ist nur darauf zu achten, dass zum Einfliegen eine EWS von ca. 1,5° eingestellt ist. Am einfachsten lässt sich das mit einer EWD Waage einstellen. Nur so sind Überraschungen beim Einfliegen zu vermeiden.
Ich habe für mich persönlich eine Zeit lang probiert, um die für mich persönlich optimale Programmierung zur Bedienung des Motors und der Wölbklappen zu finden, bzw. zur Ansteuerung der Butterfly Stellung. Folgendes Konzept hat sich dabei bewährt: Ich möchte den Motor im normalen Flug über den Gasknüppel ansteuern, bei der Landung möchte ich aber statt dem Motor die Butterflystellung über den Gasknüppel steuern. Diese Programmierung ist dank Flugphasen kein Problem. Zudem kann ich im Normalflug die Wölbklappen noch minimal anstellen um etwas bessere Thermikleistung zu erhalten. Im Normalflug habe ich also den Motor auf dem Gasknüppel. Sobald ich in den Landeanflug gehe schalte ich mit einem Schalter direkt über dem Gasstick in die Landephase und steure dann die Butterfly Stellung. Passt der Anflug nicht schalte ich wieder um und habe dann gleich wieder den Motor zur Verfügung und die Klappen fahren ein. Die Umschaltzeit habe ich mit einer Sekunde festgelegt, damit die Klappen nicht so abrupt fahren. Diese Methode hat sich für mich bewährt und ich kann zur Landung die Butterflystellung exakt steuern. Aber ich möchte es nochmals betonen: Hier gibt es nicht richtig oder falsch, sondern mehr mit welcher Methode jeder am besten zurechtkommt. Ich kenne auch viele Piloten, die den Butterfly lieber auf einem extra Geber bedienen oder den Motor mit einem Schalter bedienen und kommen damit bestens zurecht. Zudem habe ich natürlich auch ein Vario im Modell, um die Segeleigenschaften des Epsilon Competition optimal zu nutzen.
Antrieb
Der Epsilon Competition 3 wird mit dem HiMAX C3526-870KV geliefert und einer 14x8 Klappluftschraube. Dieses Setup ist für 3s ausgelegt und verleiht dem Epsilon 3 trotz seines Gewichtes von 3850 Gramm (Testmodell) eine ordentliche Steigleistung. Allerdings ist selbst mit einer Kapazität von 5000 mAh der Schwerpunkt nicht einzuhalten. Wer dieses Setup fliegen möchte, muss mindestens 50-60 Gramm Blei zufügen, damit der Schwerpunkt von 112 mm eingehalten werden kann. Aus diesem Grund habe ich mich für einen 4s LiPo mit 5000 mAh entschieden und die vorhandene Luftschraube durch eine 12x8 Klappluftschraube ersetzt. So erreicht man den Schwerpunkt ohne zusätzliches Blei, wenn der Akku so weit wie möglich nach vorne geschoben wird, ohne natürlich den Motor zu berühren. Dadurch erhöht sich nicht nur die Steigleistung, sondern auch die verfügbare Motorlaufzeit. Daher mein Tipp: Gleich das Modell auf 4s umrüsten und die Mehrleistung genießen.
Flugleistungen
Der Aufbau des Modells am Flugplatz geht sehr schnell von statten, vor allem da die beiden Tragflächen ja nicht mehr geteilt sind. Es werden lediglich die Tragflächen mit dem Steckungsstab aufgesteckt und der MPX Multilock eingerastet. Akkus rein und fertig. In weniger als einer Minute kann es losgehen. Für den Transport habe ich mir bei Staufenbiel noch den passenden Modellrucksack Deluxe XL für 69,90 Euro gegönnt. Damit lässt sich das komplette Modell und die Tragflächen ausgezeichnet transportieren.Natürlich war ich auf die Flugeigenschaften sehr gespannt und dennoch auch vor dem Erstflug vollkommen